
Jun 30, 2025
Sollten Unternehmen eine politische Haltung einnehmen – oder besser nicht? Über diese Frage gehen die Meinungen weit auseinander. Früher war es selbstverständlich, dass sich der Patron als Eigentümer des Unternehmens öffentlich für dessen – oder seiner eigenen – Interessen stark machte. Heute, wo es immer mehr Manager und immer weniger aktive Unternehmer gibt, verschwinden pointierte Äusserungen.
Die Erwartungen der Gesellschaft
Die Themenvielfalt in der Unternehmenskommunikation nimmt seit vielen Jahren zu. Dabei spielen auch Umwelt- und gesellschaftspolitische Themen eine Rolle. Die Gesellschaft – und insbesondere auch die Mitarbeitenden – erwarten heute von Ihrer Arbeitgeberin eine klare Haltung zu verschiedenen Themen. Nur so kann sie ihre Glaubwürdigkeit wahren. Es wäre jedoch eine Fehlannahme zu behaupten, dass sich die Erwartungen immer an progressiven Haltungen orientieren. Wie so oft ist es eine Frage der Zielgruppe.
In einer umfassenden Themenanalyse sollte sich ein Unternehmen grundsätzlich die Frage stellen, welche Themen – auch Issues genannt – als entscheidend einzustufen und welche delegierbar sind. In diesen Prozess kann und sollte auch die Belegschaft einbezogen werden.
- In welchen Bereichen muss es sich aktiv äussern und die Meinungsbildung im eigenen Interesse beeinflussen?
- Welche Themen betreffen beispielsweise eine ganze Branche und können deshalb an einen Branchenverband delegiert werden?
- Welche Themen betreffen das Unternehmen nicht und sollten deshalb bewusst nicht bespielt werden? Mögliche Antworten bzw. Argumente sind dennoch von der Kommunikationsabteilung zu erarbeiten.
- Welche Themen sind potenziell imageschädigend und dürfen daher nicht bespielt werden? Es sind zwingend neutrale Antworten vorzubereiten.
Interessen kommunizieren und dabei niemanden verprellen
Grundsätzlich gilt die Regel: Für jede Meinung gibt es eine Gegenmeinung. Somit ist die Arena für kontroverse Diskussionen eröffnet – öffentlich, in den Medien und vielleicht sogar in der SRF-Arena. Eine zweite grundlegende Regel lautet: Falls kommuniziert wird, dann immer mit Strategie, einem klaren Konzept und ganz einfach nachvollziehbaren Zielen. So besteht die grosse Chance, ein Thema aktiv, umfassend und mit eigener Deutungshoheit zu bearbeiten. Sachliche Argumente stossen dabei immer auf eine höhere Zustimmung als Halbwahrheiten oder Intransparenz – selbst bei kontroversen Themen. Allenfalls können die Reaktionen von Unverständnis bis zum Vertrauensverlust reichen. Die dritte Regel lautet: Nehmen Sie sich Zeit für die Erarbeitung von Argumenten und Antworten und ziehen Sie Fachexperten bei. Das gilt auch für das Briefing der Belegschaft und des C-Levels. Kaum etwas richtet mehr Schaden an als unterschiedliche Botschaften vom gleichen Absender.
Beachten Sie diese Regeln. Dann trifft Ihre Botschaft die empfangsbereite Zuhörerschaft. Und Ihre Interessen werden wirkungsvoll vermittelt. Dass die Wortwahl dabei höflich bleibt, ist keine Regel, sondern eine Selbstverständlichkeit.
Bei welchen Themen ist Vorsicht geboten?
Je nach Land und Kultur sind bestimmte Themen mit grosser Vorsicht zu behandeln. Mit Zurückhaltung sollten gesellschaftliche und politische Themen sowie Themen, die mit Religion zu tun haben, kommuniziert werden. Ebenso in diese Kategorie werden Grundwerte oder die Menschenrechte eingeordnet. Hier wird von einem Unternehmen unweigerlich der Schritt auf brüchige Äste gewagt. Es stellt sich die berechtigte Frage, worin der Mehrwert liegt.
Unser Beitrag an Ihre Public Affairs
Als Kommunikationsagentur können wir Sie bei der Erarbeitung einer entsprechenden Public Affairs-Strategie unterstützen. In der Begleitung der entsprechenden Massnahmen stehen wir Ihnen zudem in politischen Prozessen und in Beratungen mit der Verwaltung begleitend oder ausführend zur Seite. Kontaktieren Sie uns ungeniert für ein Erstgespräch.